Ich habe einen Traum
Eigentlich sogar mehrere, aber der hier handelt vom Geocachen und stellt eigentlich eine schönfärberische Zusammenfassung vergangener Ereignisse dar. Außerdem ist gerade Sommerloch und das Posting über selbiges kommt mangels Themen nicht voran. Er enthält auch einige Chacheempfehlungen, von denen ich weiss, dass ihnen kaum jemand folgen wird, ein Traum halt. Also dann: Lehnt Euch zurück, schließt die Augen und vollbringt das Kunststück, das folgende trotzdem lesen zu können:
Ich träume von einem goldenen Oktobertag, nicht zu warm, nicht zu kalt. Die Bäume im Wald haben bereits begonnen, sich zu verfärben und die Sonne zaubert dieses ganz besondere, weiche Licht hervor. Ich kann gar nicht so genau sagen, welcher Wald das ist(ist ja schließlich ein Traum), aber es ist ein Mischwald. Er ist so abgelegen wie die Kuhkoppel, die den altehrwürdigen Multi Hexenkraut beherbergt, aber nicht ganz so hügelig. Vielleicht ist es eher das Halloher Gehege, in dem ich vor ein paar Jahren auf Patrouille war, oder der Esinger Wohld, in dem einst Pataya die Waldelfe lebte, wenngleich auch ohne die nahegelegene Autobahn. Ist es gar der geschichtsträchtige Bartelsbusch oder die längst archivierte Wolfsschlucht im Kneeden? Oder doch der wild-romantische Wald bei Söhren, der viele Jahre lang Bißnitz-Hunting II beheimatete?
Ich weiss es nicht. Jedenfalls ist dort vor ein paar Tagen ein neuer Multi herausgekommen, Insgesamt 9 Stationen auf 7 Kilometer Rundkurs und begeisterte Logs der ersten Finder, da hat sich keiner zu “Gefunden, später mehr” hinreißen lassen. Ein Blick auf Karte, perfekt: Gut erreichbar, unbekanntes Territorium und nur ein paar wenige Tradis als Beifang. Wir haben 14 Grad und Sonne, leichte Brise und den ganzen Tag frei, also Sachen gepackt, Wanderschuhe geschnürt und ab in den Wald.
Vor Ort, am angegebenen Parkplatz, stehen einige wenige Fahrzeuge, das lässt auf eine entspannte Tour hoffen. Und ein, zwei bekannte Cachemobile stehen dort auch, na sowas! Und schon geht es los, die erste Station ist am Waldeingang, der Hint Birke ist so dermaßen eindeutig, dass wir gleich die erste Koordinate haben, ein Petling im Wurzelwerk weist uns den Weg.
An Station 2 wartet eine mächtige alte Eiche, die schon hier war, bevor die ersten Letterboxen im Dartmoor versteckt wurden. Hier führt uns der Hint “magnetisch” zu der Infotafel, die die durchaus interessante (und leicht gruselige) Geschichte dieses Platzes erzählt. Die Geosinne schlagen an, könnte es sein, das…? Smartphone aus der Tasche geholt, Ingress gestartet, japp ein Portal, sogar ein grünes. Schnell ein Upgrade gemacht und weiter des Weges. Der Tunnelblick links als Hint bei der dritten Station führt zur ersten sporlichen Einlage, beim Bergen eines Magnetplättchens an einem Überlaufrohr.
So geht es immer weiter, keine beknackten Zählfragen, alle Stationen physisch. Am Pausenplatz an Station 5 gilt es einmal, ein Puzzle zu lösen, um an die Koordinaten zu gelangen, was auf dem kleinen Tisch ganz gut geht. Wie im Fluge vergeht die Zeit, hier und da ein paar Abstecher zu den Tradis, die gut verteilt in der Gegend(oder am Wegesrand) liegen, und dann geht es zum ersten Mal etwas abseits des Wegesrandes. Ein kleiner Trampelpfad führt uns ein paar Meter ins Unterholz, wo wir, verborgen vor neugierigen Blicken, ungestört die Finalbox suchen können. Was leicht ist, da sie sich als Munibox erweist, großartig! In dem Logbuch, einer Chinakladde, finden sich bereits ein paar Einträge, in denen die Vorcacher ihre Eindrücke verewigt haben. Wir machen unseren Eintrag und schlendern zum Parkplatz zurück.
Dort sind gerade ein paar befreundete Cacher am Kaffeetrinken, die uns offenbar eine Viertelstunde oder so voraus waren. Es gibt ein großes Hallo, so oft sieht man sich ja auch nicht, und einen laangen gemütlichen Plausch, Tipps und Hints und natürlich der neueste Tratsch aus der Szene. Und natürlich Schwärmereien über den gerade erfolgreich absolvierten Multi.
Zuhause angekommen werden die Füße von den Stiefeln befreit, diese werden geputzt und zum frisch eingeschenkten Loggetränkt wird ein ausführliches Log verfasst…
ENDE.
Natürlich habe ich so eine Tour nie exakt so erlebt, das wäre ja ein Träumchen, wenn alles bis ins letzte Detail perfekt wäre, aber viele, die in Teilen so waren. Und alle übereinandergelegt, Blut, Schweiss, Dornen, Prellungen, Regengüsse, Mückenüberfälle, Tretminen, umgeknickte Füße, endlose Sucherei, angeschlagene Schädel, Verlaufen uvm. einfach mal beiseitegeschoben und schon kommt ein perfekter Cachetag für mich heraus
Und jetzt: Aufwachen! Denn solche Tage wird es nicht mehr viele geben, wer legt schon einen längeren Multi mit mehreren physischen Stationen? Die waren immer schon recht dünn gesät, wurden immer weniger und ich glaube nicht, dass es irgendwann ein Comeback geben wird. Gerade deshalb ist es so wichtig, solche Touren in vollen Zügen zu genießen, bevor am nächsten Wochenende beim neuen Adventure Lab die Anzahl sichtbarer Mülltonnen vor der Giftmülldeponie gezählt werden muss
In diesem Sinne:
Bis bald im Wald(sic) und happy hunting!
Ein Gedanke zu „Ich habe einen Traum“
Ja, diese Multis mag ich auch am liebsten und lege sie auch gerne.
Leider werden die von Cachern aber kaum noch besucht. Wenn die Runden mal zwei oder drei Jahre alt sind, kommen kaum noch Logs und der Wartungsaufwand ist teilweise sehr hoch, da mittlerweile immer mehr (zumidnest gefühlt) Stationen oder Dosen entwendet oder zerstört werden.
Alleine in meinen zwei Wochen Urlaub zwei Tradis einer thematischen Runde mit Bonus, zwei weitere Tradis und je eine Station von zwei Multis. Viele tarue ich mich schon kaum noch zu kontrollieren, weil immer wieder etwas verschwindet. Das kostet Zeit und richtig!
Alleine die Ersatzteile in 2023 haben mich zwischenzeitlich etwa 130€ gekostet.
Da fragt man sich schon mal, ob das alles noch den Aufwand wert ist.
Aber vielleicht wird es ja etwas, wenn sich jeweils ein paar Cacher zusammentun?
Happy hunting
Udomö (GC)/LUdo (OC)
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