Einfach mal cachen gehen…?

Einfach mal cachen gehen…?

Eigentlich ist es doch ganz einfach: Beim Geocachen geht es im Wesentlichen darum, versteckte Schätze zu finden. Nur hat sich in den letzten Wochen und Monaten ein Trend weg von klassischen Dosen und hin zu – pardon – Nullevents immer mehr abgezeichnet. Eine der letzten Meldungen kam aus Sachsen, wo 2019 eine 365-Tages-Eventschwemme droht.

Woher kommt die Begeisterung?

Eine gern genommene Begründung für diese erstaunliche Steigerung bei den Eventzahlen ist die, dass Geocacher einfach ein geselliges Völkchen sind. Aber stimmt das auch? Zunächst einmal: Ja. Es gibt sie noch, die Events, für die Locations angemietet, Grillplätze oder Tische  reserviert werden, wo man(oder frau) in der Gesellschaft von Gleichgesinnten ein paar angenehme Stunden verbringen kann, kurzum: Wo im Vorfeld irgendetwas organisiert wurde, und sei es “nur”, den lokalen Dönerladen auf eine größere Besucheranzahl zum Gründonnerstag hinzuweisen ;-)

Dem gegenüber steht die überwiegende Mehrzahl von Nullevents, die sich an irgendwelche Vorkommnisse der realen Welt anheften. Sei es, dass irgendwer irgendwo auf Durchreise ist, irgendwo Donnerstags eine Wurstbude steht, es irgendwo Glühwein gibt, oder einfach “nur mal so” – kaum eine Gelegenheit wird ausgelassen und ganz offenbar sind die Reviewer angehalten worden, das alles durchzuwinken.

Diese Nullevents zeichnen sich durch eine praktisch nicht vorhandene Orga aus, der Eventowner taucht mit dem Logbuch an der Location auf, bleibt dort eine halbe bis maximal 2 Stunden(mit deutlicher Tendenz zur halben Stunde) und das war’s dann. Und ob wirklich alle, die online ihre Teilnahme loggen, auch wirklich vor Ort waren – das bezweifele ich mal ganz stark – ist wohl doch nicht so weit her mit der Geselligkeit. Und was kann man sich schon großartig an Neuigkeiten erzählen, wenn das letze Event gerade einmal eine Woche her ist?

Der wahre Grund?

Der wahre Grund dürfte eher darin liegen, dass Events noch einfacher als Straßenrandtradis zu handhaben sind: Kein Abstandskonflikt, keine Verantwortung für irgendwas, kein Einmessen, gar nichts. Einfach hingehen(oder auch nicht), loggen, fertig. Die Cacher können sich einreden, Cachen gewesen zu sein, der Owner kann auch seinen Fundpunkt verbuchen und in Seattle werden erfreut die Logs gezählt, hooray!

Ein anderer, gerne genommener Vorwand ist übrigens, dass es ja leider keinen Platz für neue Caches gäbe und Events die einzige Möglichkeit darstellen. Nur: Die einzige Möglichkeit für was genau, wenn ich keine Pommes mehr habe, esse ich stattdessen Ketchup oder wie muss man sich das vorstellen :???:

Es stimmt natürlich, dass innerorts die meisten guten (und auch viele der weniger guten) Verstecke mittlerweile belegt sind, aber außerorts, wo das Geocaching eigentlich hingehört, sind im Umkreis jeder Stadt hunderte Quadratkilometer komplett unbedoste Gebiete, in denen es wiederum sehr viele Versteckmöglichkeiten an durchaus vorzeigbaren Ecken gibt – und interessanter als der Bahnhofsvorplatz  sind sie allemal, auch wenn dieser durch das Event “Kalle kommt an” einen verlockenden Tages”fund” birgt.

Das Problem dabei, und damit nähern wir uns des Pudels Kern, ist ein ganz anderes: Zeitmangel. Geocaching ist ein Zeitvertreib. Nur scheinen viele Cacher in der heutigen Zeit keine Lust zu haben, mehr Zeit als unbedingt nötig für den Zeitvertreib zu opfern.

Der Tradi am Parkplatz wird natürlich geloggt, der Tradi tiefer im Wald schon seltener. Es sei denn, es ist ein Angelcache, da lockt dann wieder eine tolle DT-Kombi(natürlich nur, wenn man nicht zu weit zu Fuß gehen muss).  Multis mit mehr als zwei Stationen werden geflissentlich übersehen und schon gar nicht selbst ausgelegt. Da passen verkehrsgünstig gelegene Events natürlich sehr gut ins Konzept des zeitsparenden Zeitvertreibes. Zumal es eine 100%iger Fundgarantie gibt, die ja auch sehr wichtig ist, schließlich will man seine Zeit ja nicht verplempern.

Und jetzt?

Das geschilderte Verhalten muss man nicht verstehen, weil es da nichts zu verstehen gibt. Und zum Glück gibt es immer noch Cacher, die eben doch 200 Meter in den Wald gehen, auch ohne Cacheangel, die sich den ganzen Nachmittag durch eine Letterbox oder einen Multi durchackern und die es auf einem gut organisierten Event auch länger als eine halbe Stunde aushalten, die also ihrem Zeitvertreib frönen anstatt immer nur schnell-schnell zu machen.

In diesem Sinne: Bis bald im Wald oder in der Kneipe und happy hunting :-)


3 Gedanken zu „Einfach mal cachen gehen…?

  1. Wenn man diese Challenge”caches” abschafft, wird auch das Problem der “Nullevents” verschwinden. Wer eine 365-Tage-Fundserie benötigt, wird, insbesondere im Winter, gerne diese “Events” nutzen anstatt mit bei Dunkelheit ungewisser Erfolgsaussicht weit zu fahren und bei Regen, Kälte, Sturm oder Schnee richtige Caches zu suchen.

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