Halloween Special: DNF

Halloween Special: DNF

🎃  “Menno, wo ist das Teil denn?” Micha war genervt. Seit geschlagenen 5 Minuten waren er und Jenny auf der Suche nach dem Cache und weit und breit keine Spur von der Dose. Schließlich zog er das Smartphone aus der Tasche und las die letzten Logs: DNF, DNF, DNF, der letzte Fund vor über einem Monat. “Schaaaatz, die Dose ist wohl weg, lauter DNFs”, rief er. “Ach!” Jenny zuckte mit den Schultern. “Na dann auf zur nächsten Dose, die liegt kurz vor Dosenheim”.

🎃 Sie sprangen ins Cachemobil und fuhren in Richtung Dosenheim. Sie waren der Ansicht, dass man bei offensichtlich verschwundenen Dosen keinen DNF loggen muss, denn man kann etwas nur nicht finden, was da ist. Nach wenigen Minuten hatten sie den Parkplatz erreicht. Von hier aus waren es wenige hundert Meter zur Dose. Vor Ort suchten sie eine ganze Weile, wurden aber auch hier nicht fündig. Schließlich zog Jenny ihr Smartphone aus der Tasche, um die letzten Logs zu lesen. Auch hier wieder nur lauter DNFs. Sie entschlossen sich, die nächste Dose anzufahren, die zwischen Cachershütten und Dosenheim lag.

🎃 Der angegebene Parkplatz lag an einem Feldweg. Nachdem sie eingeparkt hatten, machten sie sich auf den Weg, dabei fiel Jenny auf, dass ihr Stempel weg war. “Schatz, mein Stempel ist weg, der muss mir irgendwann bei der letzten Dose aus der Tasche gefallen war, da müssen wir nachher noch einmal hin.” “Klar, machen wir, den… Ach guck, da hat auch jemand einen Stempel verloren!”. Im Schein der Lampe sahen sie einen Stempel auf dem Boden liegen. Jenny hob ihn neugierig auf und stutzte. “Hä? Das ist ja meiner, waren wir heute schon einmal hier?” “Neee, kann nicht sein”, entgegnete Micha, “die Dose hier heisst Das habt ihr nun davon, bei dem waren wir noch nicht. Nun lass uns aber endlich die Dose finden, unser Fundstreak bricht sonst”.

🎃 So machten sie sich auf die Suche, waren aber wieder nicht erfolgreich. Das hatten sie noch nie erlebt. Auch hier wieder nur DNFs. Aber zum Glück lag der nächste Cache nur wenige hundert Meter weit entfernt.  So eilten sie zügig zur Dose. Dann erschrak Micha, als sie plötzlich rote Augen anfunkelten. Aber es waren nur die Rücklichter eines Autos, das am Rande des Feldweges abgestellt war. Auch Jenny war stehengeblieben. “Du, das ist unser Auto, wie kann das sein, das steht doch dahinten, am Feldweg”, merkte sie an. Micha zuckte mit den Schultern, “Sind wir wohl im Kreis gelaufen. Aber jetzt los, die Dose ist dahinten!”

🎃 Vor Ort angekommen suchten sie wieder eine Weile, auch hier wurden sie nicht fündig. Und auch hier vermeldete die App lauter DNFs. “Nächste Mal lesen wir vorher die Logs”, schnaufte Micha. “Aber nun los, bei Dosenheim liegt noch eine Dose”, triumphierte er. “Wie heisst die denn”, fragte Jenny, nur mäßig interessiert, denn eigentlich wollte sie nur noch nach hause, ein paar Adventure Labs spoofen und dann Podcasts hören. “Schatz?” Sie blickte zu Micha, der irritiert aufs Smartphone guckte. “Schatz?” Micha schreckte auf. “Äh, irgendwas stimmt mit der App nicht. Oder der Owner ist sehr einfallslos.  Der nächste Cache heisst Das habt Ihr nun davon.  Und der hier heisst auch Das habt Ihr nun davon. Na egal, komm, zurück zum Auto, da fahren wir noch hin!” “Äh, wieso zurück, dahinten steht es doch.” Kaum hatte sie das gesagt, bekam sie Gänsehaut. Sie waren doch gerade erst am Auto vorbeigelaufen, oder nicht?

🎃 Einer Eingebung folgend, rief sie in der App die Suchfunktion auf. In der Liste der kürzlich aufgerufenen Caches stand nur ein Eintrag: Das habt Ihr nun davon. Micha hatte offensichtlich die selbe Idee gehabt. Sie blickten sich an, beiden wurde unheimlich zumute. “Das kann doch nicht sein, dass wir seit Stunden immer dieselbe Dose ansteuern, wir sind doch nicht bescheuert!”, schimpfte Micha. “Wenn wir doch wenigstens DNF geloggt hätten, dann könnten wir auf de Karte sehen, wo wir schon waren und wo nicht”, seufzte Jenny. “Ach Blödsinn, DNF loggen ist Zeitverschwendung!”, fauchte Micha.

🎃 “Ja eben, Zeitverschwendung. Wir sind um 17:30 Uhr losgefahren, um mal eben eine Dose zu suchen. Und jetzt ist es, äh…” Sie starrte entgeistert auf die Uhr: Sie zeigte 17:45, dabei waren sie seit Stunden unterwegs.  Oder doch nicht? “Laut Uhr sind wir vor einer Viertelstunde zuhause losgefahren, das entspricht der Strecke von zuhause nach Dosenheim, und da sind wir jetzt. Ich glaube, wir sind in einer Endlosschleife gefangen!” “Ja, scheint so”, gab Micha zögernd zu. “Aber wie kommen wir da raus?”

Jenny fiel es wie Schuppen von den Augen: “Na klar, da ist es. Pass auf, ich habe das hier im Cachewiki gefunden: Wir sind hier am alten Hexenrichtplatz, wo heute vor genau 250 Jahren, am 31. Oktober 1773 die letzte Hexenverbrennung stattfand.” Jenny las die Geschichte vor:

🎃 Die damals verurteilte Frau namens Doris hatte sich einen Spass daraus gemacht, Dinge im Wald zu verstecken, das Versteck auf einem Zettel zu beschreiben und die Zettel an der Rathaustür von Dosenheim zu befestigen. Das war damals die übliche Methode, Neuigkeiten zu propagieren. Damals hatte sich der Sohn des Bürgermeisters auf der Suche nach so einem Ding, Erdschatz genannt, gemacht, konnte den aber nicht finden. Zum Dorf zurückzukehren und Doris nach einem Hinweis zu fragen und damit einzugestehen, dass er den Erdschatz nicht gefunden hatte, traute er sich nicht und lief  auf der Suche nach der Dose immer tiefer in den Wald und konnte erst nach einer Woche halbverhungert gefunden werden. Darüber waren die Einwohner sehr zornig, machten Doris den Prozess und richteten sie hin. Ihre letzten Worte waren “Verflucht seien jene, die keinen DNF eingestehen”, bevor die Flammen des Scheiterhaufens sie erreichten.

🎃 “Puh, das ist harter Stoff”, gab Micha zu. “Meinst Du, dass es wirklich daran liegt, dass wir keinen DNF geloggt haben?” “Das glaube ich auch”, entgegnete Jenny. “Ich glaube, wir müssen die Dose noch einmal suchen und einen DNF loggen”. Micha stimmte zu, gemeinsam suchten sie gründlich den Boden ab, alle Baumwurzeln, und Astlöcher. Schließlich loggte Jenny einen DNF mit dem Eintrag Hier wurden wir heute leider nicht fündig.

🎃 Als sie danach die Liste der zuletzt besuchten Dosen aufrief, atmete sie erleichtert auf. Der erste Eintrag war zwar nach wie vor Das habt Ihr nun davon, aber darunter folgten auch schon die Listings von der vorherigen Tour. Sie rief noch einmal das Listing auf, um zu sehen, ob der Logeintrag auch angekommen war  – und stutzte: Der Eintrag war zwar da, aber daüber stand auch eine Note mit dem Inhalt Hier muss ich wohl mal nachschauen, danke fürs den Hinweis. Gruß Dosen-Doris.

Wortlos zeigte Jenny Micha den Eintrag, dieser entgegnete: “Puh, dann ist ja alles in Butter. Dann lass uns noch weiter nach Logbek fahren, die neue Dose dort suchen und dann ab nach hause auf die Couch.” Jenny stimmte freudig zu. Auf dem Weg zum Auto kam ihnen das Licht einer Taschenlampe entgegen, beide verlangsamten ihre Schritte und atmeten auf, im Licht ihrer eigenen Lampen sahen sie, wer ihnen entgegenkam, eine freundlich lächelnde Frau, mit einem kleinen schwarzen Hund, offenbar nur ein Gassimuggel.

🎃 “Seid Ihr Micha und Jenny?”, fragte die Frau. “Ich bin Dosen-Doris, ich wohne da hinten am Waldrand.” Sie zeigte in Richtung des Hexenrichtplatzes. “Voll nett von Euch, dass Ihr DNF geloggt habt. Ich musste eh mit meiner Minka raus, da habe ich noch schnell eine Ersatzdose eingesteckt. Hier, wollt Ihr loggen?” Sie reichte Micha eine nagelneue Klickbox mit einem Logbuch. Micha und Jenny loggten und bedankten sich. “Habt Ihr lange gesucht?”, fragte die Frau. “Ach ne, eigentlich nur…”, Jenny blickte auf die Uhr, sie zeigte 17:55 an, “10 Minuten. Das ist ja echt ein toller Zufall, dass Du hier ums Eck wohnst, Doris.” “Ja, meine Familie wohnt schon lange hier, sehr, sehr lange”, entgegnete Doris kichernd “Aber jetzt muss ich weiter, Euch noch einen schönen Abend und immer schön loggen! Komm, Minka!”

🎃 Jenny blickte Micha an: “Komischer Name für einen Hund, Minka ist doch eher ein Katzenname, und…” Sie blickte nach unten, wo sich Minka schnurrend an ihrem Bein rieb. In der Tat war Minka kein Hund, wie sie zuerst dachten, sondern eine große schwarze Katze mit funkelnden grünen Augen. Jetzt wurde es ihnen aber endgültig zu unheimlich. Micha drehte sich zu der Frau um, um sich zu verabschieden, aber die Frau war spurlos verschwunden…

ENDE

In diesem Sinne:
Bis bald im Wald und happy Halloween!

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