Statistik kills
Es gibt Cacher, die gehen cachen, um sich die Zeit zu vertreiben. Es gibt Cacher, die sich an ihrer Statistik ergötzen. Und es gibt Cacher, die Geocaching als Wettbewerb auffassen. Und natürlich gibt es noch viele, viele andere Gründe, cachen zu gehen. Gerne wird auch das geflügelte Wort “jeder wie er mag” angeführt. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden mitbekommen haben, dass ich diese Meinung nicht ganz teile. Aber warum eigentlich? Zunächst einmal scheint das ja richtig zu sein: Der Waldmulti und die Angelserie am Straßenrand kommen sich meistens ja nicht in die Quere. Niemand wird gezwungen, den Waldmulti zu machen oder sich eine Cacheangel zu besorgen.
Bei näherer Betrachtung ergeben sich dann doch ein paar kleine Problemchen. Blicken wir einmal in die Vergangenheit: Vor zehn Jahren war es noch eine beachtliche Leistung, 100 LBHs in der Fundstatistik zu haben. Heute ist das eine Sache von 2-3 Tagesausflügen, die Wunschfundzahl für eine bestimmte Cacheserie zu ergattern, um im Wettbewerb mit den anderen mithalten zu können.
Nur: wo ist denn da der Wettbewerb, wenn alle Statistikmetriken mit geringem Aufwand erlangt werden können? Und was ist mit den Caches, die keine 49 identische Zwillingsbrüder haben? Die werden mehr und mehr links liegen gelassen. Das wiederum merken natürlich auch die Owner solcher Caches. Das war früher, wo nicht alles besser, aber vieles anders war, nicht so. In der Tat ist der Fundschwund bei den Einzelcaches in den letzten 3-4 Jahren sehr evident. Das lässt zwei Schüsse zu:
- die Cacher, die solche Caches angehen, hängen das Hobby an den Nagel oder
- die Statistikcaches ziehen die Besucher ab, die dann entsprechend gesättigt wegen eines Caches nicht noch extra in den Wald gehen.
Egal welche der Thesen richtig ist, vielleicht stimmen auch beide: Der klassische, ausgearbeitete Einzelcache ist immer mehr auf dem Rückzug, weil er zum Einen immer weniger angegangen wird und zum Anderen immer weniger Owner die Mühe auf sich nehmen, einen Cache zu entwerfen, der nach einem Jahr keine nennenswerten Besucherzahlen mehr hat. Erschwerend kommt dazu, dass der sagenumwobene health score anscheinend selten geloggte Caches herabstuft, was wiederum die Straßenranddosen bevorzugt
Natürlich liegt der Vorteil für die Owner darin, dass sich die Cachewartung in überschaubaren Grenzen hält, Logbücher halten über Jahre hinweg und irgendwelche Trampelpfade können gar nicht erst entstehen. Aber wenn ein Cache auch einmal über ein Jahr keine Besucher mehr hatte, macht er auch keinen großen Sinn mehr. Zumal viele der ohnehin schon wenigen potenziellen Besucher von so etwas abgeschreckt werden, Wartungshinweise hin oder her.
Nicht falsch verstehen: Der obige Text ist kein Gejammer, sondern eine Bestandsaufnahme. So ist die Situation und es deutet nichts auf eine Kehrtwende hin. Auch in Zukunft wird der Anteil schneller Statistikdosen weiter wachsen und für den Oldschool-(wahlweise auch altmodischen) Cacher wird es in 2019 ein paar lohnenswerte Caches weniger geben, die aber eben noch immer lohnenswert sind und die Freude am Hobby erhalten.
In diesem Sinne: Bis bald im Wald und happy hunting
2 Gedanken zu „Statistik kills“
Volle Zustimmung. Gerade hier auf dem Land zu merken, wo ohnehin nicht viele Cacher unterwegs sind. Einzelne Dosen, vor allem die, bei denen mehr als 1 km gelaufen werden muss, kann man sich eigentlich direkt sparen. Wenn die üblichen Verdächtigen durch sind, war es das. Die wenigen Touristen laufen in aller Regel eher die Trails an, ob gepflegt oder nicht.
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